Wie lange komme ich ohne Chlor aus?
Wenn Ihr noch keine Desinfektionsmittel habt oder keine Einsetzen wollt, dann stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das Wasser nutzen kann. Leider gibt es darauf keine pauschale Antwort.
Im Pool ohne Chlor auskommen: Die Uhr tickt unterschiedlich schnell
Versuchen wir uns dennoch einer Antwort zu nähern: Ihr werdet das Wasser um so länger nutzen können, je schwerer es für Viren, Bakterien, Algen und Pilze ist, sich zu vermehren.
Vorbild Natur: Bei bewegtem Wasser vermehren sich Mikroorganismen langsamer. Wir alle kennen den Unterschied zwischen einem Tümpel und einem klaren Bach.
Wenn beispielsweise Feiertage und Wochenende zusammenkommen, dann kann es passieren, dass man drei, schlimmstenfalls vier Tage ohne Möglichkeit ist, Poolchemie aufzutreiben. Haltet den Pool bis dahin möglichst sauber. Entfernt so viel Blätter, Schwebeteilchen und andere Verunreinigungen so gut, wie es nur geht.
Verwendet auch einen Poolsauger, um Unrat sofort und dauerhaft aus dem Poolwasser zu entfernen.
Eure Pumpe und ein Skimmer weisen wertvolle Dienste. Lasst die Pumpe 24h am Tag laufen und macht beim Sandfilter alle 24 Stunden eine kurze Rückspülung oder reinigt bei einer Kartuschenfilteranlage die Filterkartusche entsprechend regelmäßig. Wenn Ihr keine Pumpe habt, dann müsst Ihr damit leben, dass das Wasser schneller kippen wird.
Nutzt auch sehr feine Poolkescher, um möglichst viel Unrat aus dem Wasser zu filtern.
Entzieht Mikroorganismen Licht und Wärme
Viele Mikoorganismen vermehren sich mit steigender Temperatur hoch-exponentiell. Da können zwei Grad einen erheblichsten Unterschied machen. Haltet also Euer Poolwasser möglichst kühl. Ebenfalls könnt Ihr Algen das Wachstum möglichst schwer machen, wenn Ihr ihnen das Licht zur Photosynthese entzieht.
Mikroorganismen lieben Wärme und organische Partikel – aber auch Spurenelemente – als Nahrung. Mit einem sauberen Wasser macht Ihr es Ihnen schwer!
Wenn möglich: Setzt also so schnell wie möglich eine Abdeckplane auf. So werden zusätzlich Fremdstoffe, etwaige Nahrung, weitere Mikroorganismen, usw aus dem Pool gehalten. Gleichzeitig landet weniger Sonnenlicht im Wasser, was den Anstieg der Wassertemperatur bremst und eben Algen das Leben sprichwörtlich schwer macht.
Von links nach rechts: Bakterien, Pilze, Algen und einzellige Protozonen. Sie ernähren sich von verschiedenen Schmutzpartikeln und vermehren sich dort auch gerne. Deswegen: Macht Euren Pool maximal sauber!
Wenn Ihr nur eine Solarfolie habt, dann setzt diese nur ein, wenn Ihr keine Pumpe habt und die Solarfolie zumindest deutlich abdunkelt. Die Solarfolie erhöht die Durchschnittstemperatur des Pools und bietet Bakterien und Viren somit bessere Umgebungsbedingungen. Der verminderte Schmutz im Pool wird mit einer höheren Temperatur also konterkariert. Je kälter und sonnenärmer, desto eher könnt Ihr eine Solarfolie auf den Pool geben. Nachts über müsst Ihr die Solarfolie abnehmen, damit der Pool maximal auskühlt! Ist Euer Becken sehr klein? Stellt einen Sonnenschirm darüber bzw. verschattet diesen anderweitig. Weniger Licht = weniger Temperatur = kühleres Wasser.
Eine Abdeckplane ist hier genau das richtige. Eine Solarplane bringt hingegen auch ungewollte Nachteile.
Weitere Tipps, um länger ohne Chlor auszukommen
Ist die Situation besonders ungünstig, könnt Ihr Euch überlegen, das Wasser zu kühlen. Sehr kleine Kinder- und Babypools kann man bei geringem Wasservolumen effizient mit Eiswürfeln kühlen.
Ein sehr großer Einflussfaktor ist Eure Badeaktivität: Wenn Ihr oder Eure Kinder den Pool benutzt, dann wird das unweigerlich die Zeit kürzen, bis das Wasser kippt. Dabei zählt nicht so sehr die Badezeit, aber die Anzahl der Personen und deren Zustand hinsichtlich Sauberkeit. Ob Ihr 20 Minuten oder zwei Stunden drin seid, ist quasi egal. Nach spätestens wenigen Minuten haben sich Trübstoffe und organische Materialien von Eurem Körper gelöst und dienen insbesondere Bakterien als willkommener Nährstoff. Duscht Euch also vor der Nutzung, bzw wascht Euch zumindest intensiv die Füße, um die Menge an Schmutz, die in den Pool gelangt zu reduzieren.
Hier wird gerade eine Schockchlorung durchgeführt. Passt aber auf – man kann hier einiges falsch machen!
Vielleicht ist es Euch möglich einen Nachbarn um etwas Chlorgranulat zu bitten – löst dieses Chlor in einem Eimer komplett auf . Erst, wenn das Chlor restlos aufgelöst ist, könnt Ihr es in den Pool schütten. Sorgt dafür, dass das Wasser durchgemischt wird. Wenn Ihr keine Pumpe habt, vielleicht habt Ihr ein Paddel. Wenn Euer Nachbar einen Teststreifen und pH-Senker für Euch übrig hätte, so könnte das Eure Poolnutzung um mehrere Tage verlängern – auch bei Badebetrieb und erhöhten Temperaturen.
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Benjamin Garherr ist seit über 15 Jahren in der Pool-Branche tätig. Durch tägliche Auseinandersetzung mit Themen rund um Aufstellpools und Swimmingpools konnte er sich ein großes Fachwissen aneignen. Besonders der regelmäßige Kontakt mit Poolnutzern und auch die Arbeit im Poollabor sind ein Garant für die maximale Praxistauglichkeit und den besonders hohen Nutzwert seiner Ausführungen.